Das nachfolgende Interview ist der wissenschaftliche Teil eines Seminarfachprojektes, welches das Thema Ernährung umfasst. Eine Ernährungsberaterin beantwortet grundlegende Fragen rund um eine gesunde Ernährung:
Guten Tag Frau Freydank, stellen Sie sich doch zunächst bitte kurz vor.
,,Mein Name ist Kristin Freydank. Ich bin Ökotrophologin und habe dementsprechend Haushalt und Ernährungswissenschaften studiert. Mehrere Jahre habe ich in der Ernährungsindustrie gearbeitet und bin jetzt freiberuflich im Präventionsbereich (Schulen, Kindergärten, Betrieben) tätig.’’
Im Folgenden wird ein Ausschnitt aus dem Interview zwischen der Seminargruppe und Frau
Freydank (K.F.) dargestellt.
Seminargruppe: ,,Was sind die Hauptaufgaben der Nährstoffe?„
K.F.: ,,Man unterscheidet bei den Makronährstoffen zwischen Eiweißen, Kohlenhydraten und
Fetten. Die Kohlenhydrate sind unser Energiebringer. Man muss dazu auch wissen, dass unser Gehirn nur Kohlenhydrate als Energie akzeptiert. Wenn Kohlenhydrate also nicht vorhanden sind, muss unser Körper erst aufwendig Kohlenhydrate aus Fetten und Eiweißen bauen. Bei den Kohlenhydraten muss man unterscheiden, wie schnell die Energie zu uns kommt. Zucker liefert am schnellsten Energie, dann folgt Stärke und dann die Ballaststoffe. Auch wenn diese nur verzögert Energie liefern, stellen sie einen sehr wichtigen Bestandteil der Verdauung dar. Wenn wir zu viele Kohlenhydrate gegessen haben, wandelt unser Körper diese in Fette um und speichert diese. Die Fette geben uns auch Energie, aber pro Gramm mehr als die Kohlenhydrate und Eiweiße. Fette besitzen auch die Funktion vor Kälte und Stößen zu schützen. Außerdem dienen sie als Bausubstanz und zur Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen. Sie sind auch für den Geschmack gut. Alles, was viel Fett hat, schmeckt gut! Die Eiweiße, auch Proteine, sind die Grundbausteine menschlicher Zellen z.B. Knochen, Muskeln und Haut. Sie regeln den Stoffwechsel.’’
Seminargruppe: ,,Benötigt man demnentsprechend alle Nährstoffe?„
K.F.: ,,Ja genau, ich könnte nicht empfehlen eine Nährstoffgruppe wegzulassen, weil unser Körper so geeicht ist, dass alle drei davon benötigt werden.’’
Seminargruppe: ,,Wie kann man auf Zucker verzichten?“
K.F.: ,,Generell können wir auf Zucker verzichten, denn Zucker ist nur ein Teil der Kohlenhydrate.Insgesamt würde ich jedoch nicht empfehlen, komplett auf Zucker zu verzichten.Wir sind aber, wie auch auf Fett, auf Zucker geeicht. Wenn wir Zucker essen, werden Glückshormone ausgeschüttet. Dies hat sich evolutionär als Vorteil erwiesen. Im heutigen Zeitaltermüssen wir gegen unseren evolutionären Drang kämpfen. Man kann sich aber auch vom Zucker entwöhnen, indem man dem Abstumpfen der Geschmacksknospen auf der Zunge entgegenwirkt. Diese werden nämlich durch vermehrte Zuckeraufnahme abgestumpft. Wenn man immer viel Süßes isst, dann merkt man nicht mehr, wie süß es tatsächlich ist.
Geschmacksknospen sind Zellen, welche nach einer bestimmten Zeit erneuert werden. Ich würde empfehlen, beispielsweise Limonade mit Wasser zu verdünnen, damit die Zuckerkonzentration geringer ist und sich die neuen Geschmacksknospen an das veränderte Zuckerlevel gewöhnen.’’
Seminargruppe: ,,Gibt es bestimmte Zuckeralternativen?“
K.F.: ,,Auch Honig, Agavendicksaft, Datteln und Fruchtsaftkonzentrate bestehen aus Zucker. Diese haben ein anderes Süßelevel. Sie sind stärker süß, wodurch man man vielleicht auf zusätzlichen Zucker verzichten kann. Aber prinzipiell ist das Alles Zucker. Wenn man aber durch diese Produkte, die teurer sind und einen anderen Geschmack haben, herunterkommen kann vom Zucker, kann man dies probieren. Aber es gibt leider nicht DIE Zuckeralternative.´´
Seminargruppe: ,,Wie viel Wasser sollte man als Kind oder Erwachsener täglich trinken?“
K.F.: ,,Da gibt es ganz verschiedene Angaben. Letztendlich ist es auch davon abhängig, wie viel Sport man treibt oder wie viel man schwitzt. Ich finde, eine ganz gute Orientierung ist es, wenn man nach dem Toilettengang ins Klo schaut. Ist der Urin hellgelb, dann ist man gut versorgt. Wenn er am Ende des Tages dunkelgelb ist, dann hat man zu wenig über den Tag verteilt getrunken.’’
Seminargruppe: ,,Warum ist eine gesunde und bewusste Ernährung vor allem für junge Menschen besonders wichtig?“
K.F.: ,,Junge Menschen wachsen ja noch. Also nicht nur Körperwachstum, Muskel- und Knochenwachstum sind wichtig, sondern natürlich auch die Gehirnausreifung. Für junge
Menschen ist es besonders wichtig, eine gute Basis zu haben. Das bedeutet aber nicht, man soll zu Nahrungsergänzungsmittel greifen. Viel hilft nicht gleich viel! Außerdem trainiert man seine Essgewohnheiten in jungen Jahren und es ist schwer dies ist später wieder abzulegen. Die Essgewohnheiten werden oft vom Elternhaus vorgegeben. Wir essen oft das, was wir gewohnt sind und nicht das, was wir mögen. Deshalb sollte man schon in jungen Jahren auf gutes Essen achten!
Es ist aber auch nicht gut, wenn Eltern ihren Kindern Süßigkeiten komplett verbieten. Studien zeigen, dass Kinder, welche von ihren Eltern gar keinen Zucker bekommen, bei freier Auswahlmöglichkeit eher zu den ganz süßen Produkten, als zu den weniger süßen Produkten greifen. Kinder, mit einem moderaten Umgang mit Zucker, suchen sich eher die Produkte mit weniger Zucker aus.’’
Seminargruppe: ,,Gibt es bestimmte Nährstoffe, die man täglich zu sich nehmen sollte? Wenn ja, in welcher Menge?“
K.F.: ,,Generell können wir eine ganze Zeit ohne Essen klarkommen. Täglich muss man nicht alle Nährstoffe zu sich nehmen, da der Körper dies ausgleichen kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt aber: 15 % Eiweiße, 30 % Fette und 55 % Kohlenhydrate über den Tag verteilt.
Dazu sollte man täglich genügend trinken. Im Essalltag ist es schwierig zu schauen, wie viele Nährstoffe in der Nahrung enthalten sind. Das ist allerdings eine nicht praktikable Angabe. Deshalb sollte man lieber auf eine Ernährungspyramide zurückgreifen, um zu schauen, welche Lebensmittelgruppen man täglich zu sich nehmen sollte. Die Basis hierbei bildet immer das Trinken. Danach kommt das Obst und Gemüse (fünf Hände pro Tag), dann die Kohlenhydrate und zum Schluss die Eiweiße. Am Ende noch eine Portion Extras, z.B. Süßigkeiten.’’
Seminargruppe: ,,Wie würde eine gesunde Frühstücksbox für SchülerInnen aussehen?“,
K.F.: ,,Das ist abhängig davon, ob ein erstes Frühstück zu Hause gegessen wurde, oder nicht. Habe ich zu Hause gut gefrühstückt, muss die Frühstücksbox gar nicht mehr so üppig ausfallen. Es wäre gut, wenn dort Sachen drin sind, die einen satt machen, das heißt Kohlenhydrate (Vollkorn) und Eiweiße, beispielsweise Jogurt. Zudem sollte man Gemüse, Obst und genügend (nicht zu süße) Getränke dabei haben. Das heißt klassisch ein Käsebrot und dazu einen geschnittenen Apfel. Wem das allerdings zu langweilig ist, kann auch auf Skyr, Wraps, Nudelsalat oder einen Shake zurückgreifen. Einige Menschen essen gar kein Frühstück. Auch das geht! Allerdings akzeptiert das Gehirn nur Kohlenhydrate. Morgens sind unsere Kohlenhydrat Speicher leer, das heißt der Körper muss erstmal mühsam aus Eiweiß oder Fett, Kohlenhydrate bauen. Dadurch ist die Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit nicht so hoch. Deshalb macht eine Frühstücksbox auf jeden Fall Sinn.’’
Seminargruppe: ,,Wie bewerten Sie Lebensmittelergänzungen?“
K.F.: ,,Nahrungsergänzungsmittel sind Vitamine oder Mineralstoffe in Pillenform. Die Einnahme macht bei einem Mangel Sinn. Man muss aber aufpassen, wie die Dosierungen sind, denn man isst ja auch noch normales Essen, wo zusätzlich auch noch Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind. Somit kann eine Überdosierung erreicht werden. Daher rate ich vom Gießkannenprinzip ab,das heißt, wenn ich merke ich schaffe es nicht mich gesund zu ernähren, dann nehme ich halt Vitamin A-Z und alles ist gut. So ist das halt nicht! Vor allem, weil diese Kombinationspräparate nicht die sekundären Pflanzenstoffe enthalten. Die sekundären Pflanzenstoffe sind eine große Gruppe, die zur Vorbeugung vieler Krankheiten, wie Krebserkrankungen, dienen. Diese kann man nur über Obst und Gemüse zu sich nehmen.’’
Nachfolgend finden sich einige leckere und gesunde Rezeptideen für eine gesunde Ernährung:
Seminarfachgruppe: Greta Laue, Leonie Lösche, Jette Cramm, Svea Hornemann
Bilder: pixabay.de