Schülerfilmproduktion „Colloquium de Democratia“ feiert Premiere in Braunschweiger Kino
Am Freitag, den 26. August feierte im Braunschweiger Universum Filmtheater auf der großen Leinwand ein Projekt Premiere, das in dieser Form und Sprache wohl noch nie auf der Filmleinwand gezeigt wurde: das lateinsprachige Schülerprojekt „Colloquium de democratia in Europa – a dis Olympi sacri actum“, eine – wie der Name sagt – humorvolle Götterdebatte über die Lage in am Ende der römischen Republik um 44 v.Chr., als dem berühmten Gaius Iulius Caesar der Titel eines Diktators auf Lebenszeit verliehen und damit (trotz der anschließenden Verkürzung seiner Lebenszeit an den Iden des März) der Weg für einen Systemwechsel eingeleitet wurde. Dem wird im Laufe des Films der Spiegel des 21. Jahrhunderts vorgehalten: Diktatoren und Autokraten wie Donald Trump, Recep Tayyip Erdogan, Kim Jong Un und Wladimir Putin lassen grüßen. Das bereits seit 2018 laufende Projekt, das von SchülerInnen (teilweise mittlerweile StudentInnen) auf die Beine gestellt wurde, entstand in Kooperation mit Nicol Natascha Septinus von der Kreismedienstelle Ilsede, initiiert von Lateinlehrerin Dr. Ulrike Bethlehem zusammen mit und nach Vision und Drehbuch der damaligen Ilseder Schülerin Johanna Prediger.
Ein besonderer Clou: die Zusammenarbeit auch über Schulgrenzen hinaus. So waren neben Dima Bergen, Nico Heine, Mika Jeske, Bent Michaelsen, Johanna Prediger, Marie Prediger, Charlotte Reier, Dominik Sander, Lisa Marie Sander, Maurice T. Schmidt, Leo Wagener aus Groß Ilsede auch Polina Ladutko und Maxima Septinus vom Ratsgymnasium Peine und Friederike Bethlehem vom Gymnasium Lehrte mit von der Partie.
So eröffnete auch Nicol Septinus mit einer Rede die Premiere, die das Engagement und die große Ausdauer der Teilnehmenden lobte – schließlich hatten vielerlei Umstände auch jenseits von Corona die Planung und Durchführung des Projekts erschwert. Als Vertreterin des Präventionsrats, der das Projekt von Anfang an großzügig finanziell unterstützt hatte, bestärkte auch Frau Prof. Dr. Friedrich die SchülerInnen mit lobenden Worten und ließ sie wissen, wie gern der Präventionsrat dieses wichtige Projekt zur Demokratiebildung gefördert habe. Abschließend kam auch die Drehbuchautorin und Co-Regisseurin Johanna Prediger zu Wort, die zur Einstimmung auf die große Premiere noch ein paar Geschichten aus dem Nähkästchen der Crew erzählte, die zu den größten Herausforderungen gehörten: Frieren in eisiger Kälte an einem Drehwochenende im November, ein spontaner Haarschnitt im Wald zur Vermeidung von Continuity-Fehlern … – Am prägendsten jedoch war für die Crew die kurzfristige Teilabsage des APX Archäologischer Park Xanten aufgrund eines WDR-Drehs zur Verleihung des Weltkulturerbe-Titels.
Der etwa 45-minütige Film selbst ließ das Publikum – lateinaffin oder nicht – in den Kinosesseln in Staunen geraten. Nicht nur der Zauber der lateinischen Sprache, die wohl kaum einer von den Anwesenden schon einmal über eine Dreiviertelstunde aktiv (und fließend) gesprochen gehört hatte (auch für Nichtlateiner dank deutscher Untertitel ein Genuss), sondern auch die schauspielerische Leistung der jungen Akteure, aufwendige Kostüme und Requisiten sowie vor allem die atemberaubenden Effekte und Animationen zeigten ihre Wirkung, die der Cutter, Postproduzent und Co-Regisseur Maurice T. Schmidt mit großer Kreativität und einem unschlagbaren Gefühl für Timing geschaffen hatte. Die Arbeit des Teams von #lateinfuereuropa wurde mit Standing Ovations belohnt.
Im Anschluss hatte das Publikum aus Eltern, geladenen Gästen, Schulklassen, Lateinlehrkräften und Presse, sogar aus der Hauptstadt die Möglichkeit, ihre Fragen an einen repräsentativen Teil der Filmcrew zu stellen, wobei Lisa Marie Sander (Juno), Marie Prediger (Diana), Maurice T. Schmidt (Apollo), Johanna Prediger (Minerva), Mika Jeske (Mars) und Ulrike Bethlehem (Kostüme & Produktion) Rede und Antwort standen.
Nach der Würdigung der Teilnehmenden, die jeweils zu ihrem von Maurice T. Schmidt eigens komponierten und produzierten Soundtrack alle noch einmal nach vorn kamen, um als Geschenk eine Filmklappe entgegenzunehmen, ließ man gemeinsam mit den Eltern, deren Unterstützung einen nicht unwesentlichen Teil zum Erfolg beigetragen hatte, die gelungene Premiere bei einer kleinen After Show ausklingen.
Das Projekt #lateinfüreuropa hat in eindrucksvoller und humorvoller Weise gezeigt, dass Lateinunterricht auch anders geht und dass das Konzept „latine loqui“ („Latein sprechen“) – wie es in den modernen Fremdsprachen nicht wegzudenken wäre – auch in den alten Sprachen einen sehr wohl berechtigten Platz hat – vor allem, weil es so viel Spaß macht. Für den Bildungssektor und interessiertes Publikum wird der Film bald auf YouTube und später in Kombination mit vielfältigen Lernmaterialien über Edupool zur Verfügung gestellt.
v.l.n.r.: Charlotte Reier (Schülerin), Polina Ladutko (Frau), Bent Michaelsen (Merkur), Maurice T. Schmidt (Apollo), Marie Prediger (Diana), Johanna Prediger (Minerva), Maxima Septinus (Venus), Mika Jeske (Mars), Leo (Bacchus), Nico Heine (Vulcanus), Friederike Bethlehem (Ceres), Lisa Marie Sander (Juno), Dima Bergen (Jupiter)